Vitjitua Ndjiharine

Vitjitua Ndjiharine zeigt im Rahmen der Klönal Triennale eine Installation mit farbenfrohen Textilien, die vielschichtige Überlagerungen von verzweigten Pfaden und Mustern darstellen. Diese Motive sind inspiriert von Strassen, Landkarten, Wegen sowie durch Konstellationen von Raum und sozialer Infrastruktur, die sie zumeist in ihrer Heimat Namibia findet. 

In ihrer künstlerischen Arbeit beschäftigt sie sich mit der Restitution von kulturellem Gut, das – wie in ihrem Fall in Namibia – während der deutschen Kolonialherrschaft entwendet worden war und nun teilweise zurückgegeben werden soll. Auch die Textilindustrie in der Schweiz war in asymmetrische Markt- und Machtkonstellationen des globalen Marktes verstrickt: etwa mit der verwendeten Baumwolle aus den USA, die in Sklavenarbeit hergestellt wurde. Oder die Adaptionen von Motiven, die aus heutiger Sicht als fragwürdige kulturelle Aneignung wahrgenommen werden. Dieser Teil der Geschichte ist nicht restlos aufgearbeitet und ruft nach neuen Perspektiven und Narrativen. 

Die von weit her sichtbaren Banner auf der Fassade des Legler Areals beschäftigen sich mit solchen Fragen um Restitution von Bedeutungen und Gegenständen, mit der offiziellen Geschichtsschreibung und deren inoffiziellen Dimensionen. Die Collagierungen dekonstruieren die Motive und kontextualisieren sie neu. «Networked Constellations» (2023–2024) lässt Imaginäres, Symbolisches, Performatives, Politisches, Verborgenes, Offensichtliches und Intersektionalität ineinanderfliessen und ermöglicht so neue Lesarten.



Portrait Vitjitua Ndjiharine, Foto: Gustavo Garcia

Vitjitua Ndjiharine (*1988, NA, lebt in Windhuk) schloss 2017 ihr Bachelor-Studium in Studio Art am City College of New York ab. Ihre akademische Laufbahn setzte sie 2018 fort, als sie ein Forschungsstipendium der Gerda Henkel Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum für „Hamburgs (post-)koloniales Erbe“ erhielt. Dieses Stipendium ermöglichte es ihr, in den Archiven des Ethnologischen Museums in Hamburg und des Nationalarchivs von Namibia zu arbeiten. Durch diese Arbeit entwickelte sie Strategien zur Dekonstruktion und Neukontextualisierung der pädagogischen Funktion von Bildern und Texten in kolonialen Archiven. 2022 war sie Artist in Residence der Dekoloniale Berlin. Ihre Arbeiten wurden international an Orten wie New York, Hamburg, Berlin, Belgrad, Stuttgart und Windhoek ausgestellt.


Foto: Vitjitua Ndjiharine: Networked Constellations, 2024 im Rahmen der Ausstellung: Radical Playgrounds: From Competition to Collaboration, Berliner Festspiele 2024 | Gropius Bau Berlin. © Peter Spillmann