Romy Nína Rüegger

Romy Nina Rüegger, The Moving Body, The Listening Body - Moving through wires of wind, Ausstellungsansicht, Badischer Kunstverein, Karlsruhe 2020. Foto: Stephan Baumann, bild_raum

Romy Nína Rüegger recherchiert seit 2013 zur Geschichte der Arbeiter*innen, zu Textilproduktion und kolonialem Motiv- und Stoffhandel. Mit einer raumgreifenden Intervention mit dem Titel «A Fabric in … Red» (2024) im Gebäude der ehemaligen Weberei, einer Video- und einer Soundarbeit sowie einer Performance mit dem Titel «Cliché no Protagonist [accountable]» (2024) befragt Romy Nína Rüegger historische Narrative und konfrontiert dokumentarische mit subjektiven Erzählweisen – entlang von Wasserwegen sowie anti-kolonialen und feministischen Narrativen in der Glarner Textilgeschichte.

Die Künstlerin nimmt ein verschollenes Druckmotiv von 1836 für ein türkischrotes Tuch mit einem fernöstlichen Muster aus dem Wirtschaftsarchiv in Schwanden/Glarus zum Ausgangspunkt ihrer Recherche zu frühindustrieller Textilproduktion, Arbeitsstreiks von Frauen und Kindern, frühen Arbeitsrechten, «stillen Kolonialismen» und Involviertheiten in den Sklavenhandel und in Arbeitsmigration. Sie bedruckt eine Stoffbahn mit verschiedenen Archivmaterialien und macht sie – durch das Gebäude geführt – zur Trägerin ihrer Suche nach demjenigen Rot, das die Fabrikanten reich machte und geht so den Ungerechtigkeiten Europas und seiner Involviertheit in den Sklavenhandel nach. Mit 240 Beats pro Minute wird der Ausstellungsraum zudem akustisch zum Resonanzkörper von Holzschlegel-Hämmern, die einst auf Druckmodel einschlugen und durch die Hallen der frühindustriellen Druckstuben donnerten.

Ihre Arbeit für die Klöntal Triennale ist eine Erweiterung einer fortlaufenden Recherche an Orten wie Glarus, Schwanden, Diesbach, Ancona, Indonesien oder Shanghai.

Romy Nína Rüegger, The Moving Body, The Listening Body – Moving through wires of wind, Badischer Kunstverein, Karlsruhe 2020. © Felix Grünschloß

Romy Nína Rüegger (*1983, CH, lebt in Zürich und Berlin) kürzliche Auftritte und Einzelausstellungen fanden statt 2023 auf dem ARé Performing Arts Festival (Yerevan), 2023 Cashmere Radio (Berlin), 2022 im Stedelijk Museum (Amsterdam), sowie 2020–2021 im Badischen Kunstverein (Karlsruhe).


Foto: Romy Nína Rüegger, The Moving Body, The Listening Body – Moving through wires of wind, Ausstellungsansicht, Badischer Kunstverein, Karlsruhe 2020. © Stephan Baumann, bild_raum