Izidora I LETHE

Izidora I LETHE’s konzeptuelle Praxis umfasst Choreographie, Skulptur, Druck, Video und Zeichnung. LETHE sucht nach Lücken der Geschichtsschreibung und situiert den Körper als Ort und Archiv des Wissens. So kreisen die Arbeiten um den Widerstand gegen eine eindimensionale Wahrnehmung von Zeit und Realität. Sie intervenieren ortsspezifisch, um mit Durchlässigkeit, Verborgenem und Absentem die Grenzen von festen Strukturen wie etwa Architektur auszuweiten und aufzulösen. LETHE interessiert sich auch in den neuen Arbeiten, die eigens für die Klöntal Triennale entwickelt wurden, für Gesten der Machtausübung und deren subtile Umgehung, etwa in Form von verborgenen Solidaritäten.

Auf dem Legler Areal lädt LETHE ehemalige Glarner Textilarbeiter:innen ein, ihre Spuren in Form von «GLOW» (2024) zu hinterlassen: Im Rhythmus der damals ausgeführten Arbeit halten sie diese noch immer eingeschriebenen Arbeitsabläufe als “innere Choreographie” an der Fassade fest.

Mit «PUNCH» (2024) hat LETHE 109 Risographien geschaffen. Das Werk bezieht sich auf die vor Ort gefundenen Lochkarten zur Arbeitszeiterfassung, die noch immer auf dem Gelände der Fabrik verblieben sind. Jede Risographie zitiert den ursprünglichen Aufdruck «WER FÜR EINEN ANDEREN STEMPELT, KANN MIT ENTLASSUNG BESTRAFT WERDEN».

Die Monodrucke entstanden durch das Einschiessen eines Lochs pro Karte, in Zusammenarbeit mit dem Hausmeister, der seit den 1970er Jahren auf dem Legler Areal beschäftigt ist und somit der letzte verbleibende Mitarbeiter dieser Fabrik ist.

LETHE schoss durch jeden der 109 Risographien hindurch. Durch jeden einzelnen Schuss wird die Frage nach stillen und ungesehenen Solidaritäten zwischen Arbeitenden aufgeworfen.

Die Drucke können während der Dauer der Ausstellung erworben werden – per E-Mail an izidoralethe@gmail.com. Jeder Druck kostet 109 CHF und schenkt einer ausgewählten Person eine Stunde Ruhe.

So hinterlässt LETHE an verschiedenen Orten auf dem Areal Spuren verschiedener Rhythmen. Die Arbeiten werfen transformatorisches Potenzial auf, das dabei sowohl auf den Ort wirkt, als auch für das Publikum spürbar wird.

Zudem verteilt LETHE die mehrteilige Arbeit «FLASH» (2024) über das ganze Areal hinweg. Im Glarnerland zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert entworfene Rosenmotive, welche tausendfach gedruckt und in andere kulturelle Kontexte, exportiert wurden, werden auf einer kaum sichtbaren Tattoo-Transferfolie abgetragen. Als eines der meist tätowierten Symbole widerspiegelt dabei das Motiv der Rose die Willkür der Wertung kultureller Symbole: An einer Lokalität als elegant und an der anderen als kitschig.

LETHE (1987*, lebt in Zürich) hat am San Francisco Art Institute und der ZHdK in Zürich studiert und kürzlich u. a. im Kunsthaus Zürich (2024), in der Edition VFO (2023), der Werkschau des Kantons Zürich (2022), dem Contemporary Jewish Museum in San Francisco (2019/20), der Couronne/Krone in Biel (2022) ausgestellt.

Foto: Izidora I LETHE: «PUNCH» (2024), Scan