WENN PERIPHERIEN ZU ZENTREN WERDEN

Welche Bilder tauchen auf, wenn wir an Peripherien denken? Das verlassene Bergtal, aus dem seit Jahrzehnten die Mehrzahl der Einwohner*innen abgewandert sind und in das nur noch dank der Zweitwohnungen ab und zu Leben einkehrt? Oder denken wir an die Menschen, die in peripheren Berggemeinden engagiert und aktiv daran arbeiten, die Peripherie lebendig zu halten? Da ist zum Beispiel die junge IT-Programmiererin, die regelmässig ins Berggebiet reist, um dort in Ruhe an ihren Projekten zu arbeiten. Oder der Unternehmer, der einer ehemaligen Fabrik neues Leben einhaucht und dort ein Gesundheitszentrum, neue Wohnungen und ein Café etabliert. In der wirtschaftsgeographischen Forschung am Geographischen Institut der Universität Bern wird analysiert, wie sich die Entwicklung von Peripherien zu Zentren gestaltet. Den Fokus legen die Autor*innen Ellena Brandner, Reto Bürgin und Heike Mayer auf die Auswirkungen neuer Technologien und Arbeitspraktiken, also auf die sogenannte digitale Multilokalität, die es Menschen ermöglicht, ortsunabhängig zu arbeiten. Untersucht werden auch Projekte, die das Potenzial haben, zu sogenannten Mountain Hubs zu werden.

Digitale Multilokalität

Mit dem Begriff digitale Multilokalität konzentrieren sich die Autor*innen auf Arbeitspraktiken an mehreren Standorten, die digitale Technologien nutzen. Der Begriff umfasst verschiedene Terminologien, die in der Literatur in Bezug auf multilokale Arbeitsarrangements verwendet werden. Darüber hinaus versteht sich dieser Begriff als ein breiteres Konzept, das auch das Zusammenspiel mehrerer Arbeitsplätze (z. B. an einem zentralen Ort versus an einem peripheren Ort; auf dem Land versus in der Stadt) und die Einflüsse der entsprechenden geografischen Umgebungen berücksichtigt.

Die Frage, wie Peripherien Zentralitäten schaffen können, begleitet nicht nur die Forschung, sie ist auch relevant in der Praxis. Der Rat für Raumordnung (ROR), eine ausserparlamentarische Kommission, die den Bundesrat in Fragen der Raumentwicklung berät, veröffentlichte Anfang 2024 den Bericht «Lebendige Peripherien in der Schweiz: Transformation gemeinsam gestalten».

Mit diesem Bericht lädt der Rat zu einem Perspektivenwechsel ein, denn Peripherien wurden in der Vergangenheit immer als rückständig und abgehängt (Stichwort Alpine Brache) betrachtet. Die Sicht des ROR ist neu und soll zum Denken anregen. Er argumentiert, dass Peripherien heterogen und eben nicht nur in den Berggebieten und ländlichen Räumen der Schweiz zu finden sind, sondern dass es auch Peripherien in den Städten, in den Agglomerationen und unter den Regionalzentren gibt. Ausserdem erkennt der ROR, dass es schon jetzt lebendige Peripherien gibt, in denen sich Menschen für die Zukunft engagieren und transformative Prozesse anstossen. Der ROR empfiehlt, dass Politik, Gesellschaft und Wirtschaft die Herausforderung aufgreifen, wie in den unterschiedlichen Peripherien Zentralitäten geschaffen werden können und er ruft zu einem Dialog und zu einem Miteinander zwischen Stadt und Land sowie Berg und Tal auf.

Gerade jetzt, in einer Zeit, in der sich die Gesellschaft aufgrund neuer digitaler Möglichkeiten und neuer Arbeits- und Lebensstilen stark verändert, aber auch allfällige Gräben tiefer gegraben werden, haben Peripherien die Chance, nicht mehr nur Rand- und Zwischenräume zu sein, sondern sich (zumindest zeitweise) ins Zentrum zu rücken. Im Folgenden gehen wir auf zwei Aspekte dieser neuen Art von Zentralität ein: Die digitale Multilokalität, die Menschen nutzen, um in Ruhe im Berggebiet zu arbeiten und die ihnen hilft, sich dank digitaler Technologien im Austausch mit den Zentren zu stehen. Und Mountain Hubs, zentrale Orte im Berggebiet, die verschiedene Aspekte des Lebens vereinbaren und neue Zentralitäten schaffen können. 


Wählscheibentelefon und Schreibmaschine – wie die Zeit vergeht

Der technische Fortschritt ging auch an Büros nicht spurlos vorbei. Telefone mit Schnur und Wählscheibe, Schreibmaschinen oder Papier und Zeichenstifte wichen Smartphones, Laptops und Tablets. Die moderne Technik, Internet und die Digitalisierung haben den klassischen Büroarbeitsplatz grundlegend verändert und sind weiterhin Motoren für diese Entwicklungen.

Die Digitalisierung und neue, ortsungebundene Arbeitsformen brachten die Arbeitswelt wortwörtlich in Bewegung. Sie wirken sich auch auf die individuelle Mobilität und den Raum aus. Während noch vor wenigen Jahren der klassische, stationäre Büroalltag dominierte, erlauben uns heute Laptop und Smartphone ein ortsunabhängiges Arbeiten – wer mag, kann auch in einer Hängematte am Strand eine Mail schreiben. Ein Internetanschluss oder eine 5G-Verbindung sind zwar von Vorteil, jedoch nicht zwingend nötig. Diese technischen Hilfsmittel ermöglichen es, das Büro ins Homeoffice oder in Co-Working Spaces, in die Bahn oder auf die grüne Wiese zu verlegen. Ob in der Stadt oder im fern abgelegenen Bergtal, wir können derselben Arbeit nachgehen – so der allgemeine Eindruck.

Nicht zuletzt hat auch die Corona-Pandemie gezeigt, dass es möglich ist, abseits vom stationären Büroarbeitsplatz der Arbeit nachzugehen. Viele Arbeitgebende investierten in digitale Infrastrukturen und neue Arbeitsmodelle setzten sich durch. Während die Resonanzen von Arbeitgebenden vor der Pandemie eher negativ auf ortsungebundene Arbeitsmodelle ausfielen, scheint sich immer mehr ein Sinneswandel abzuzeichnen. Arbeitgebende wurden und werden offener und fördern sogar neue, flexible und ortsungebundene Arbeitsweisen.

Es ist jedoch festzuhalten, dass nicht alle Arbeitnehmenden nun einfach ortsunabhängig ihrer Arbeit nachgehen können. In der Schweiz sind das nur rund die Hälfte aller Arbeitstätigen. Die andere Hälfte ist nach wie vor an ihren Arbeitsplatz gebunden. Sie betätigen etwa Maschinen vor Ort, verkaufen Waren oder stapeln Ziegelstein auf Ziegelstein. Trotz des starken Aufkommens der neuen Arbeitsweisen ist es nach wie vor wichtig zu beachten, dass dies nicht auf die gesamte Arbeitnehmer*innenschaft zutrifft. So ist die Realität hinter dem Hype auch ernüchternd.


Mit dem Laptop in die Bergwelt

Warum sollte jemand der Arbeit zeitweise in den Bergen nachgehen? Was sind die Vor- und Nachteile dieses Szenenwechsels für die Wissensarbeit? Und worin unterscheiden sich die Arbeitstage in der Stadt und auf dem Berg? Wie gehen digital und multilokal Arbeitende mit der Distanz zur Firma im Zentrum um? Und inwiefern sind sie in der Bergwelt verankert? Solchen Fragen ging ein vom Schweizerischen Nationalfonds gefördertes Projekt der Autor*innen über die digitale Multilokalität nach.

Für die Erforschung von Digitalisierung und neuen Arbeitsmethoden sind neue, unkonventionelle Methoden gefragt. Um die zahlreichen Facetten digitaler Multilokalität zu untersuchen, verwendeten die Forscher*innen einen Methodenmix aus analogen und digitalen sowie qualitativen und quantitativen Methoden: Lokationstracking, Laptoptracking, Smartphonetracking, digitale Tagebücher, teilnehmende Beobachtungen und Interviews.

Innovative Methoden

Innovative Methoden: Die Studienteilnehmenden wurden zunächst angehalten, ihre Arbeit in der Stadt und in den Bergen an jeweils fünf Arbeitstagen aufzuzeichnen und zeitgleich einen Tagebucheintrag über ihre Arbeit zu verfassen. Nach der Auswertung dieser Daten gingen die Autor*innen mit den Studienteilnehmenden gemeinsam an ihren peripheren Arbeitsplatz und diskutierten ihre Aufzeichnungen. So konnten Fragen zur Arbeitsweise basierend auf statistischen Daten gezielt formuliert werden. Das sorgte für mehr Tiefe. Und für Überraschungen.

Die Studie zeigt, dass eine bessere Work-Life-Balance und ungestörtes Arbeiten in den Bergen sehr gut möglich sind. Die Teilnehmenden waren allesamt Befürworter*innen der multilokalen Arbeitsweise zwischen Stadt und Berg. Sich zeitweise in die Berge zurückziehen, abseits vom Team und den kontrollierenden Blicken von Vorgesetzten in der Stadt, ermöglicht ihnen eine andere Art zu arbeiten, die sehr geschätzt wird. Die multilokalen Wissensarbeitenden fokussieren in den Bergen länger auf ihre Aufgaben, jedoch mit mehr Unterbrüchen. Generell nutzen sie weniger den Laptop und das Smartphone für ihre Arbeit. Die Berge scheinen dazu zu animieren, auch Gedankengänge mit Stift auf Papier zu skizzieren.

Der städtische und der periphere Arbeitsplatz sind jedoch nicht losgelöst voneinander. Sie wechseln sich in einem wiederkehrenden Zyklus ab. Am städtischen Arbeitsplatz wird kreativ und physisch im Team gearbeitet. Der Rucksack wird mit Arbeit angefüllt. In den Bergen wird er geleert und angestaute Pendenzen werden abgearbeitet. Dies geht viel besser aufgrund der höheren Arbeitsmotivation und -moral sowie der besseren Work-Life-Balance. Dann geht es wieder in die Stadt und der Zyklus beginnt von vorne. An keinem der beiden Orte arbeitet es sich besser, sondern anders. Die Berge sind Rückzugsorte. Die Abgeschiedenheit ist eine wichtige Eigenschaft davon. Die Städte hingegen funktionieren eher als kreative Zentren.

Die multilokalen Wissensarbeiter*innen sind nicht komplett von der Stadt losgelöst, wenn sie in den Bergen arbeiten. Sie sind punktuell und dank der Informations- und Kommunikationstechnologien mit den Mitarbeitenden und Vorgesetzten im städtischen Arbeitsumfeld verbunden und schaffen immer wieder temporäre Nähe. Dadurch entstehen Stadt-Land-Verbindungen – nicht nur physisch durch die Reise in die Berge, sondern auch im digitalen Raum. Dies geschieht auf ganz unterschiedliche Weise. Entweder kontaktieren sie aktiv eine Person oder sie zeigen passive Nähe, indem sie mögliche Erreichbarkeit symbolisieren. Andererseits könnten sie den Laptop und das Smartphone ausschalten und somit sämtliche digitalen Kontakte vermeiden.

Nun lässt sich jedoch vermuten oder zumindest erhoffen, dass sich Vorteile für die Bergbewohner*innen ergeben, wenn solche multilokalen Wissensarbeitenden für ein paar Tage in die Bergwelt reisen. Entgegen den Erwartungen der Forschenden zeigte sich jedoch ein Bild der Ernüchterung. So sind die multilokalen Arbeitenden ökonomisch kaum mit der lokalen Bevölkerung in den Bergen verbunden. Und es konnten zwischen den Studienteilnehmenden und den Bergbewohner*innen keine neuen Projekte, keine gemeinsamen Innovationen erkannt werden. Die Arbeit wird in die Berge mitgenommen, wo sie dann abgearbeitet wird. Im sozialen Bereich zeigte sich hingegen, dass die Studienteilnehmenden zumindest teilweise eng mit den Menschen in den Bergen verbunden sind. Meist nutzen sie die Reise, um auch Bekannte, Verwandte oder Freunde zu treffen. Somit sind sie zwar sozial eingebunden, ökonomische Auswirkungen müssen sich nebst dem Einkauf im Dorfladen und dem Restaurantbesuch jedoch erst noch etablieren.

Mit dem Laptop in die idyllische Bergwelt – eine neue Realität? (Grafik: Valentin Rüegg, 2023)


Mountain Hubs – Neue Zentren in den Peripherien?

Städtische Zentren waren bisher definiert als «Motoren» der Entwicklung und Orte der Macht, die die Ressourcen aus peripheren Räumen abschöpfen und verarbeiten. Diese Dichotomie zwischen Zentrum und Peripherie hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Zwar sind beide Gegenstücke notwendig, aber der Diskurs ist heute ein anderer, sodass Peripherien und deren einzigartige Charakteristiken differenzierter betrachtet und wertgeschätzt werden. Fernab der Beobachtung und den Vorgaben des Zentrums, können Menschen kreativ und innovativ sein. Peripherien können deshalb als Chancenräume gesehen werden, die losgelöst sind vom Mainstream und das Potenzial für Experimente bieten.

Gesellschaftliche Herausforderungen gehen jedoch an Berggebieten nicht spurlos vorbei. Als Folge wandern Dienstleistungen, die für das alltägliche Leben notwendig sind, aus peripheren Räumen ab. Ladenlokale werden geschlossen, der Verlust der Postfiliale und die langwierige Suche nach einer Lehrkraft für die Primarschule prägen das Dorfleben. Mediale Bilder von Berggebieten erzeugen nach wie vor negativ geprägte Narrative von Abwanderung und Wüstungsprozessen von Bergdörfern. Dabei gerät die Einzigartigkeit peripherer Räume und ihren Bewohner*innen in Vergessenheit.

Neben dieser negativen Perspektive werden Peripherien als Chancenräume übersehen. Peripherien bieten Freiräume und Platz für Kreativität, der in Zentren oftmals Mangelware ist. Menschen in Berggebieten und in peripheren Räumen sind innovativ und entwickeln fernab der Beobachtung des städtischen Zentrums neue Wege. Losgelöst von bestehenden Pfaden zu sein, ermöglicht es, anders zu denken und alternative Ideen zu verwirklichen. Ein Beispiel ist die Entwicklung von Investitionsprojekten, die Zentrumsfunktionen an einem Ort bündeln, sogenannte Mountain Hubs.

Hubs

Hubs sind definiert als zentrale Orte, die verschiedene Aspekte des Lebens (Mobilität, Arbeit etc.) vereinbaren, Personen verbinden und Interaktionen fördern. Bisher wurden Hubs in ländlichen Räumen erforscht. Wir definieren Mountain Hubs als zentrale Orte im Schweizer Berggebiet, die unter anderem Infrastrukturen bereitstellen, um die Daseinsgrundfunktionen (z. B. Wohnen, Arbeiten, Freizeit) zu erfüllen.

Sie adressieren verschiedene Gruppen von Menschen und deren Bedürfnisse. Einerseits werden alltägliche Funktionen des Alltagslebens wie Wohnen, Arbeiten und Gesundheitsversorgung integriert. Andererseits kann Raum für Kreative und Unternehmer*innen entstehen, die an neuen Projekten arbeiten oder sich austauschen. Mountain Hubs bilden eine Plattform für das Entstehen von neuen Netzwerken und bringen Menschen von überall her zusammen. Im Gegensatz zu touristischen Orten wird diese Zentralität ganzjährig hergestellt, sodass beständige Netzwerke entstehen können.

Mountain Hubs sind bisher wenig erforscht. Es stellt sich die Frage, inwiefern dank ihnen neue Zentren in Berggebieten erzeugt werden können. Man kann jedoch bereits heute feststellen, dass die Idee und die allmähliche Umsetzung Menschen anzieht und vernetzt. Obwohl Mountain Hubs noch mehrheitlich im Entwicklungsprozess und physisch noch kaum sichtbar sind, zeigen sich Auswirkungen auf die Berggemeinden. Planungsprozesse kommen ins Rollen, Menschen treffen sich, neue Ideen für die Umsetzung werden entwickelt und vernetzen Akteur*innen. Es stellt sich also die Frage, ob zentrale Orte immer physisch sein müssen und was diese ausmacht. Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen menschlicher Kontakte haben gezeigt, dass zwischenmenschliche Beziehungen und persönlicher Austausch wichtiger denn je sind. Kein Bildschirm kann persönlichen Kontakt und gegenseitige Hilfe ersetzen. Daher stellt sich die Frage, ob Daseinsgrundfunktionen, wie die alltägliche Versorgung zwingend Zentralität herstellen. Wäre nicht eher der menschliche Austausch und die Vernetzung durch soziale Beziehungen der eigentliche Treiber von Zentren in Peripherien?

Im Rahmen des Projekts blicken die Autor*innen auch kritisch auf die eigene Rolle als Forschende. Sie stellen fest, dass sie diese Mountain Hubs mit einer Aussenperspektive identifizieren und klassifizieren. Es wäre auch möglich, dass die lokale Bäckerei eine viel wichtigere Funktion für die Dorfgemeinschaft hat als ein neu gegründeter Mountain Hub. Möglicherweise werden durch die Mountain Hubs Menschen von anderen Orten angezogen und wieder andere verdrängt, sodass sich das eigentliche Zentrum zwar in die Peripherie verlagert, jedoch einen mehrheitlich unverbundenen, satellitenartigen Charakter behält.

 

Mountain Hubs – Neue Zentren in der Peripherie?  (Grafik: Valentin Rüegg, 2023)


Alles nur ein Hype?

Was, wenn alles nur ein Hype ist und wir in Zukunft wieder von 9 bis 17 Uhr im Büro im Zentrum arbeiten werden? Was, wenn die Mountain Hubs finanziell nicht rentieren und niemand permanent in die peripheren Bergregionen ziehen möchte? War dann alles nur ein Hype? Eine vorrübergehende, multilokale Eintagsfliege? Eher nicht, denn Peripherien waren schon immer Chancenräume für Neues. Peripherien boten schon in der Vergangenheit und werden wohl auch in der Zukunft Nährboden für neue Ideen und Lösungsansätze bieten. Die Geschichte der Peripherien ist noch nicht zu Ende erzählt und wird weitergeschrieben von Menschen und deren Visionen über die potenzielle Peripherie der Zukunft.

So können die Forscher*innen zum jetzigen Zeitpunkt noch kaum wissenschaftlich fundierte Aussagen darüber treffen, ob die oben beschriebenen Tendenzen mehr als nur ein Hype sind. Ob die Mountain-Hub-Projekte gelingen werden und ob multilokales Arbeiten zu unserer neuen Lebensrealität wird, muss sich erst noch weisen. Die Projekte erhellen punktuell das periphere Potenzial. Sicher ist, dass Peripherien zu Transformationsräumen werden können und den Nährboden für neue Ideen, Strategien und Lösungsansätze bieten. Peripherien können Räume für eine nachhaltige Zukunft werden, indem sie beispielsweise zur Energiewende beitragen oder die Lebensmittelproduktion transformieren. Auch können sie Teil neuer Lebensentwürfe sein, wie die Forschung zur Multilokalität zeigt. Das Neudenken von unausgeschöpftem Potenzial wie das Nachnutzen von bestehenden Infrastrukturen erfordert Kreativität und Wille zur Veränderung. Menschen, die in Peripherien leben, sind entscheidend, um Veränderung anzustossen. Deren Engagement und Kreativität sind die Treiber des Wandels. Periphere Partnerschaften und Zusammenarbeit können die kritische Masse an Ressourcen bilden, um gemeinsam etwas zu verändern. Wie diese Transformationsprozesse im Detail gestaltet werden, ist noch zu erforschen. Aber es ist sicher, dass aus peripheren Träumen Wirklichkeit werden kann.

Mehr über die Forschung zur Wirtschaftsgeographie der Schweizer Berggebiete finden sich auf dem Portal der Universität Bern.

Der Grafiker Valentin Rüegg hat die Projekte visualisiert.